Ein Ferrari ist rot. Oder gelb. Oder doch blau?

Und warum stellen wir diese banale Frage im Jahr 2025 immer noch?

Fabian Weinberger

9/19/20254 min read

Während immer noch gefährliches Halbwissen verbreitet wird, ob Ferrari nun ursprünglich gelb oder rot war, hat die Scuderia Ferrari ganz andere Pläne und bringt beim Formel 1 Grand Prix von Monza in 2025 blau ins Spiel – und davon gar nicht mal so wenig. Aber warum? Auf den ersten Blick gibt es ja durchaus harmonischere Farbkombinationen als blau und rot.

Hommage an Niki Lauda

Im Jahr 2025 jährte sich zum 50. Mal der erste Weltmeistertitel, den Niki Lauda gemeinsam mit der Scuderia Ferrari einfuhr. Gleichzeitig gewann er den Titel damals nicht bei irgendeinem Rennen, sondern beim Heimrennen der Tifosi (ital. für „Fans“ – im F1-Kontext als Synonym für begeisterte Ferrari-Fans verwendet) in Monza. Grund genug für die Scuderia zu diesem Jahrestag einem so besonderen Fahrer und Menschen ein ganz besonderes Tribut zu zollen. Der Grand Prix stand also im Zeichen der Erinnerung an den Ferrari-Champion Niki Lauda. Zu diesem Anlass nahm die Scuderia ein Detail wieder auf, welches die Ferrari-Lauda-Wurzeln und die traditionsreiche Vergangenheit von Ferrari perfekt in die Gegenwart transportiert: Niki Laudas blauen Rennanzug, den er in den Saisons 1976-1979 (1976 & 1977 bei Ferrari) trug. Die blaue Farbe kam damals von Laudas persönlichem Sponsor Parmalat, welcher als Corporate Colors blau und weiß hatte.

So trugen auch im Jahr 2025 Teile des Ferrari-Teams blaue Shirts und die Fahrer zeigten sich bei jeglichen Pressekonferenzen, bei der Fahrerparade, auf Social Media in blauen Shirts und hatten zum ersten Mal blaue Funktionsshirts unter ihren roten Rennoveralls.

Auch heute gibt es wieder einen Sponsor bei der Scuderia Ferrari, der es wohl schätzen wird, wenn Ferrari etwas mehr von seiner Corporate Color blau einstreut: Hewlett Packard. Das 1939 in Palo Alto gegründete IT-Unternehmen ist seit 2024 Titelsponsor des Rennstalls aus Maranello und darf seitdem den Teamname mit seinem Namenskürzel ergänzen, wodurch das Team nun offiziell „Scuderia Ferrari HP“ heißt. Schon damals bei der Bekanntgabe der Partnerschaft und der sehr interessanten Positionierung von gleich zwei blauen Logos auf der Vorderseite der Fahreroveralls gab es – zurückhaltend formuliert – gemischte Meinungen zur Optik. Doch genau das sorgte auch schon damals dafür, dass das Duo die gewollte Aufmerksamkeit und das Bewusstsein für die Partnerschaft erzeugte.

Und jetzt kommt der eigentliche Geniestreich: Durch bewusste Integration der Fans waren die Tribünen und Fanmassen nicht wie in jedem anderen Jahr zuvor eine rote Wand, sondern eine rot-blaue Wand.

Ein unterbewusst wahnsinnig wertvolles Branding für HP, da die Farbe blau und damit die Firma HP ein Teil der Ferrari-Tradition wird. Da Ferrari eine der wohl wertvollsten Luxus-Marken auf dieser Welt ist, ist der Uplift in der Markenwahrnehmung von HP über die Zeit immens – schwer messbar, aber doch unausweichlich spürbar. Aber wie hat die Scuderia Ferrari HP das geschafft?

Fan-Integration als Schlüssel zum Erfolg

Zuerst hat das Team die Geschichte um Niki Laudas ersten Titel natürlich auf sämtlichen Kanälen perfekt inszeniert, sodass Fans um die Geschichtsträchtigkeit des diesjährigen Grand Prix wussten. Im Anschluss kreierte das Team zwei starke Incentives, sich ein blaues Shirt an der Rennstrecke zu kaufen. Zum einen handelt es sich natürlich um einen einmaligen 50. Jahrestag und damit um eine einmalige Erinnerung an dieses Rennen, bei dem man live vor Ort war. Zum anderen – und wesentlich ausschlaggebender meiner Meinung nach – war das blaue Shirt an der Strecke weniger teuer als das reguläre rote Ferrari-Fanshirt (€ 105 vs. € 115). So sah man unter den Tifosi tatsächlich sehr viele Blau-Träger, was die Fans in die ganze Aktivierung perfekt integrierte.

Fazit

Während also andere Marken wie McLaren digitale Aktivierungen und Virtual Reality für Sponsoren erlebbar machen, spielt Ferrari einfach mit Farben. Böse Zungen könnten behaupten, dass man bei Ferrari bei sehr banalen Stilmitteln verharrt. Ich sagen in diesem Fall: „Banal ist genial“. Ich bin gespannt wie vehement uns dieses Farbenspiel in den kommenden Jahren dieser Partnerschaft noch begleitet. Irgendetwas sagt mir aber, dass Ferrari dieses Spiel so lange spielt, bis für jeden klar ist, dass Ferrari rot und blau ist – ähnlich wie damals das rot aufgehellt wurde für die Marlboro Partnerschaft. Oder warum sonst sollte Ferrari auch den nächsten Straßenferrari, den 849 Testarossa, zwei Tage nach dem Monza GP mit rotem Exterieur und blauem Interieur vorstellen?

Oder bin ich hier falsch abgebogen und das ist alles einfach nur Zufall? Ich bin gespannt auf eure Meinungen und Kommentare.

Saluti,

Fabian